FRITZ-Segel [Segelinfo]


Trimmhilfe für Segeln unter Spinnaker


INHALT

Aerodynamik
Trimmrichtlinien
Anstellwinkel des Spinnakerbaum
Spinnakerbaumhöhe
Anschlagpunkt des Spinnakerbaums am Mast
Spinnakerprofile
  - Tiefe
  - Position der größten Tiefe im Spinnaker


Segeln unter Spinnaker bringt viel Freude. Unter all den Segeln, die man an Bord hat ist der Spinnaker mit Abstand das Ausgefallenste.
Dieses elastische freifliegende, unterschiedlich formbare Gebilde kann gewollt - oder oft auch ungewollt - tausend verschiedene Gestalten annehmen.

Aus diesem Grund ist es nahezu unmöglich den optimalen Spinnakertrimm wissenschaftlich zu erfassen. Es gibt zu viele Varianten von Spis und deren optimalen Trimm.

Deshalb wollen wir in diesem Artikel auch nur über ein Basiskonzept und dessen Auswirkungen auf Vortrieb und Profil dieses besonderen Segels sprechen.


Aerodynamik:

Während Genuas und Großsegel fast immer eine anliegende Luftströmung entlang ihrer beinahe gesamten Oberfläche erzeugen, kann man sich glücklich schätzen, wenn es gelingt auch nur 50% dessen bei einem Spinnaker zu erreichen. Diesen Prozentsatz erreicht man aber nur auf Raumen-und Halbwindkursen.

Fällt man weiter ab, so wird sich die Strömung immer mehr ablösen, bis dann am Vormwindkurs nahezu die ganze Leeseite des Spinnakers nicht mehr sauber angeströmt wird.

Man soll nicht behaupten, daß Spis keine anliegende Strömung bräuchten.
Im Gegenteil, es verhält sich genau so wie bei den anderen weißen Segeln. Je mehr Strömung desto besser. Es ist nur so, das unter Spinnaker diese anliegende Strömung sehr schwer zu erzeugen ist.

Man muß sehr vorsichtig und feinfühlig vorgehen, um den Spinnaker nicht zu übertrimmen. Schließlich will man auf keinen Fall das Abreißen der Strömung begünstigen.

Durch permanentes Spielen mit der Schot sollte das Luvliek immer leicht umklappen. Es ist mehr von Vorteil das Segel an der Windkante zu fahren als es zu dicht zu knallen.

Natürlich erfordert dies ein hohes Maß an Konzentration von dem Spinnakerfahrer. Nur eine geringe Unachtsamkeit und schon kann das ganze Segel einfallen.

Dennoch, dieses kleine Risiko zahlt sich auf alle Fälle aus und wird sich durch mehr Speed bemerkbar machen.

Mittels anbringen von Windfäden (30cm von den Lieken entfernt) läßt sich deutlich erkennen wenn und wo bei welchen Trimm die Strömung abreißt.

Diese Methode funktioniert allerdings nur auf Halbwind - und Raumschotkursen. Je weiter Sie abfallen, desto ineffektiver wird diese Lösung.


Trimmrichtlinien:

Da der Spitrimm größtenteils reine Gefühlssache ist, lassen Sie uns hier über einige Grundregeln sprechen, die ein jeder Trimmer wissen sollte.

Das Grundprinzip zur Profilkontrolle eines Spinnakers ist einfach.

Je geringer der Abstand von einem Seitenliek zum anderen Liek ist, desto tiefer, sprich bauchiger wird der Spinnaker. So gesehen gleicht alles sehr einer Genua oder einem Großsegel. Fiert man z.B. das Unterliek eines Großsegels (d.h. Vor- und Achterliek rutschen näher zusammen) so wird der untere Teil des Segels voller. Bei einem Spinnaker funktioniert dies ähnlich. Nur daß hier kein Vorliek an einem Mast oder Vorstag befestigt ist.

Was geschieht wenn man das vordere Ende des Spinnakerbaumes absenkt?
Richtig, beide Schothörner folgen annähernd dem Baum (das Leeschothorn weniger ausgeprägt wie das Luvschothorn) und die Lieken werden dadurch straffer. Strafferere Lieken wandern näher zusammen und das Segel wird voller.
Wenn Sie nun den Spinnakerbaum wieder anheben, wandern die Schothörner wieder nach oben und die Lieken werden loser und entfernen sich von einander.
Das Segel wird somit flacher.

Daraus ergibt sich folgende Grundregel:
Durch das Antoppen des Spinnakerbaums wird ein Spinnaker flacher.


Anstellwinkel des Spinnakerbaums:

Segelt man mit Wind von achtern größer gleich 120 Grad, so sollte der Spinnakerbaum rechtwinklig zum scheinbaren Wind stehen.
z.B., Sie segeln auf einem stumpfen Raumschenkel mit einem scheinbaren Wind aus 140 Grad.
In diesen Fall sollte Ihr Spibaum im 50 Grad Winkel zur Bootsmittschiffslinie stehen. Diese Einstellung erzeugt einen Spibaumwinkel von 90 Grad zum scheinbaren Wind und garantiert den größtmöglichen Abstand des Spis zum Großsegel.

Auf spitzeren Raumgängen (Wind aus 90 Grad) ändert sich diese Einstellung jedoch ein bißchen. Würden Sie den Baum ebenfalls rechtwinklig zum scheinbaren Wind schoten, wäre ein für diesen Kurs zu tiefes und somit unwirksameres Profil die Folge.
Für einen flach getrimmten Spinnaker soll deshalb der Baum ca. 75 Grad zum scheinbaren Wind angestellt sein.


Spinnakerbaumhöhe:

Bei stumpfen Raumschotkursen, neigen die neueren Spidesigns dazu, auf Änderungen der Spinnakerbaumhöhe kaum zu reagieren. Die Schöthörner bleiben annähernd immer gleich hoch. Dennoch gibt es auch hier eine optimale Einstellung des Spibaums.
Das fixieren der Spibaumhöhe gleicht ein wenig dem Einstellen des Genuaholepunktes.

Bei der Genua soll ein einheitliches Abreißen, oder Anliegen der Strömung über das gesamte Vorliek erreicht werden.
Das selbe gilt auch für den Spinnaker.
Suchen Sie eine Baumposition, die dem ganzen Spinnakervorliek den idealen Anstellwinkel zum scheinbaren Wind gibt.

Es ist möglich, Windfäden entlang der Spilieken zu befestigen. Da aber die Luftströmung um einen Spinnaker immer sehr stark gestört ist, kann man sich auf diese Indikatoren nur bei Raumschenkeln verlassen.
Besser ist es sein Augenmerk auf das permanant einkippende Lufliek des Segels zu richten. Ihr Ziel soll es sein, das Liek Ihres Spis in den mittleren 50% gleichmäßig immer wieder ca. 20cm einfallen zu lassen.

Ist der Spibaum zu hoch angeschlagen, fällt der untere Teil des Luvlieks zuerst ein.
Senken Sie den Baum zu weit, so wird das obere 1/3 des Lieks zu rund, und der Spi beginnt dort zuerst einzufallen. Haben Sie keine Angst etwas zu experimentieren. Nur so kann man lernen.

Die Spinnakerbaumhöhe bei einem spitzen Raumschenkel hängt hauptsächlich davon ab, ob Sie die Leeschot über, oder unter dem Großbaum führen.
Wird die Schot über dem Großbaum geführt, so steigt das Leeschothorn hoch. Der Fuß- und Kopfteil des Spis werden flacher.
Dies ist ein empfehlenswerter Starkwindtrimm. Das Achterliek öffnet mehr, Querkraft und Ruderdruck nehmen ab und das Großsegel kann durch den Niederholer wieder effektiver getrimmt werden.
Diese Variante ist aber auch auf sehr spitzen Raumschenkeln bei Leicht - Mittelwind ideal.

Wird die Spischot unter dem Großbaum gefahren, bedeutet dies einen tieferen Spinnaker mit mehr Power. Dieser Trimm ist hervorragend geeignet für flache Spinnaker oder für Situationen wo mehr Druck in den Segeln gefragt ist.
In diesen Fall muß der Spibaum gesenkt werden, da das Leeschothorn durch die unter dem Großbaum geführte Leeschot mehr nach unten gedrückt wird.

Bei stumpfen Raumschenkeln, bis hin zum Vorwindkurs ist es unerläßlich die Leespischot unter dem Großbaum zu fahren.


Anschlagpunkt des Spinnakerbaums am Mast:

Halten Sie den Spibaum immer horizontal.
D.h., der am Mast befestigte Punkt des Spinnakerbaums soll immer in der gleichen Höhe wie der am Spinnaker befestigte Teil des Baumes sein.
Nur so ist gewährleistet, daß der Spinnaker maximal weit fom Mast entfernt ist.
Der am Mast befestigte Beschlag des Spibaums sollte automatisch verstellbar sein. Immer wenn die Spibaumhöhe verstellt wird, ändert sich dann auch die Befestigungsposition am Mast.


Spinnakerprofile:

Da ein Spinnaker nur an 3 Punkten befestigt ist, haben wir wenig Kontrollmöglichkeiten.

Dennoch sind wir in der Lage das Profil etwas zu beeinflussen.

Tiefe:
Wie vorher bereits besprochen, ist die Tiefe des Spis abhängig von der Schothornhöhe. Das Steigen der Schothörner öffnet die Lieken und der Spi wird schultriger. Dieser Vorgang flacht, genau im Gegensatz zu einer weit verbreiteten Meinung, das Profil des Spinnakers ab. Senkt man entgegen die Schothörner ab, so strafft man die Lieken. Diese verringern somit die Distanz zueinander und das Segel wird bauchiger.

Die Tiefe im unteren Teil des Spinnakers wird durch den Holepunkt beeinflußt. Wandert dieser nach vorne, nimmt die Rundung zu.

Auf einem stumpfen Raumschenkel oder Vorwindkurs wird die Segeltiefe zusätzlich vom Winkel des Spinnakerbaums zum Wind beeinflußt. Holt man den Spibaum zu weit nach Luv, wird es unumgänglich stärker an der Leeschot zu ziehen um den Spinnaker am Einfallen zu hindern. D.h. der Spi wird flacher.

Diese Art von Trimm eignet sich ausgezeichnet für Schwerwettersegeln und große Wellen. Dann nämlich wird eine Yacht unter einem vollen Spinnaker sehr schnell unruhig und rollt von einer Seite zur Anderen.

Wird der Spibaum hingegen zu weit vorlich gefahren, dann ist es möglich die Leeschot etwas loser zu trimmen. Der Spi wird voller und steht direkt vor dem Bug.
Dies ist meist bei Leichtwetter oder Chop sehr schnell der Fall.

Position der größten Tiefe im Spinnaker:
Dieser Punkt in einem Spinnaker wird durch die relative Höhe der Schothörner zueinander bestimmt. Der alte Leitsatz "beide Schothörner sollen auf gleicher Höhe sein" stimmt nicht mehr so ganz.
Raumschots ist es möglich durch kluges und überlegtes Trimmen die tiefste Position im Spinnaker zu beeinflussen (bzw. nach vorne oder achtern zu verlagern).
Senkt man den Hals des Spis, so verlagert sich der Bauch nach vorne, und der Twist vergrößert sich. Ein Anheben des Spinnakerhalses kehrt den Vorgang um.
Allround Spinnaker sollten Raumschots mit etwa gleichhohen Schothörnern gefahren werden. Eventuell sollte das Luvschothorn etwas tiefer getrimmt werden als das Leeschothorn. Der Bauch wird dadurch auf 45-50% fixiert.

Die Halsposition hat einen entscheidenden Einfluß auf die Position der größten Tiefe im Spi, auf den Anstellwinkel des Spinnakerkopfteils, sowie auf das Luvliek.
Hebt man z.B. den Spibaum an, bewegt sich die Position der größten Tiefe nach achtern, der Anschnitt wird flacher, und das Luvliek weht weiter nach Lee aus. Dieses Durchsacken des Vorlieks hat zur Folge, daß der Kopf nach Achtern gedreht wird und das Achterliek mehr schließt. Das Segel erzeugt mehr Druck. Dieses Mehr an Druck bedeutet hauptsächlich mehr Querkraft. Sprich Ruderdruck und Abdrift.

Senkt man dagegen den Spibaum etwas, so öffnet das Achterliek mehr und man kann den Spinnaker abpowern.